Eine Binsenweisheit: Ist Ihr Artikel bei Amazon nicht auf Lager, kann er auch nicht verkauft werden. Nun gibt es verschiedene Ursachen dafür, dass Ihr Artikel nicht bei Amazon vorrätig ist.
Der Amazon Order-Algorithmus sorgt dafür, dass die Artikel rechtzeitig und in ausreichender Stückzahl nachbestellt werden. Das automatische Order-System arbeitet aber eher konservativ und hat in der Regel große Schwierigkeiten bei neuen Artikeln ohne Verkaufshistorie.

Welche Gründe können dazu führen, dass Amazon Ihren Artikel nicht auf Lager hat?

 

1. Zu wenig Traffic auf der Produktdetailseite

Intern misst Amazon die Anzahl der täglichen Detailseitenaufrufe aller Produkte. Erhält ein Artikel wenig oder gar keine Klicks durch Amazon-Kunden, wird Amazon das Produkt bei Ihnen auch nicht bestellen. Hat Amazon Ihr Produkt nicht auf Lager, führt das zu noch weniger Klicks -> eine Abwärtsspirale beginnt…

Was können Sie tun?

  • Erhöhen Sie den Traffic auf Ihre Produktdetailseite.
  • Verknüpfen Sie den Artikel mit ähnlichen Produkten zu Varianten und bündeln Sie so den Traffic
  • Nutzen Sie Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Pinterest und verlinken Sie direkt zu Ihrem Artikel auf Amazon
  • Schalten Sie AMS-Kampagnen, um die Sichtbarkeit des Produkts auf Amazon zu verbessern

2. Zu geringes P-Level

Intern arbeitet Amazon mit sogenannten Probabilitäts-Leveln, z.B. P70 oder P90. Ein P70-Level bedeutet, dass es eine Wahrscheinlichkeit von 70% gibt, dass die wöchentliche Kundennachfrage unter diesem Wert liegt.

Was können Sie tun?

Bestellt Amazon einen Artikel oft zu spät oder in zu geringen Stückzahlen nach, fragen Sie bei Ihrem Vendor-Manager oder per Fall im VC das aktuelle P-Level an und lassen es erhöhen.

3. Zu große VPE

Gerade bei kleinpreisigen Artikeln schnüren die Hersteller gerne große Verpackungseinheiten, um die Logistikkosten möglichst klein zu halten. Wenn Artikel auf Amazon eine deutlich kleinere Nachfrage haben und eine VPE länger als vier Wochen reichen würde, kann es sein, dass Amazon den Artikel gar nicht bestellt.

Was können Sie tun?

Passen Sie Ihre VPE und die MOQ auf den Amazon-Bedarf an und starten Sie bei neuen Artikeln lieber mit kleinen Verpackungseinheiten. Ist Ihr Produkt erstmal etabliert und verkauft sich regelmäßig in größeren Stückzahlen, können Sie die VPE jederzeit wieder nach oben anpassen.

4. Zu lange Vorbereitungs- und Transportzeiten

Das Amazon Bestellsystem berechnet Zeiten für die Versandvorbereitung und den Versand mit ein. Dauert jetzt die Vorbereitung bei Ihnen länger als kalkuliert oder kommt es zu Verzögerungen bei Ihrem Spediteur, kann das ebenfalls zu Verfügbarkeitsproblemen führen.

Was können Sie tun?

Bestätigen und bearbeiten Sie Amazon-Bestellungen innerhalb von 24 Stunden. Achten Sie bei Ihrem Versanddienstleister bzw. Spediteur darauf, dass es ein „Amazon-zertifizierter Carrier“ ist.

Aktuell sind das:

  • Dachser GmbH & Co. KG
  • DHL Freight GmbH
  • Kuehne + Nagel (AG & Co.) KG
  • Schenker Deutschland AG
  • trans-o-flex Schnell-Lieferdienst GmbH
  • United Parcel Service Deutschland Inc. & Co

Wenn Sie feststellen, dass Sie die von Amazon vorgegebenen Lieferfenster nicht einhalten können, sprechen Sie mit Ihrem Vendor- bzw. Supply Chain Manager bei Amazon oder eröffnen Sie einen Fall im VendorCentral und lassen die Lieferfenster verlängern.
Achtung: Diese Verlängerungen gelten meist nur für künftige Bestellungen, nicht für bereits eingegangene POs.

[box type=”info”] Seit 2017 werden Verlängerungen der Lieferfenster eigentlich von Amazon nicht mehr akzeptiert. Um doch eine Ausnahmegenehmigung erreichen zu können, sollten möglichst detaillierte Gründe angegeben werden (z.B. Systemumstellungen wie EDI, eigene Produktion, Auslandsbestellungen, …). Meist wird die Verlängerung nicht bei der ersten Anfrage akzeptiert, sondern es kommen zuerst Rückfragen nach dem Prozessablauf u.ä. Es ist also Hartnäckigkeit gefragt, die aber dann hochprozentig zum Erfolg führt.[/box]

Beispieltext für die Falleröffnung: Sehr geehrtes Team, wir bitten um Verlängerung des Lieferfensters auf XX Tage.

Seit 2017 werden Verlängerungen der Lieferfenster eigentlich von Amazon nicht mehr akzeptiert. Um doch eine Ausnahmegenehmigung erreichen zu können, sollten möglichst detaillierte Gründe angegeben werden (z.B. Systemumstellungen wie EDI, eigene Produktion, Auslandsbestellungen, …). Meist wird die Verlängerung nicht bei der ersten Anfrage akzeptiert, sondern es kommen zuerst Rückfragen nach dem Prozessablauf u.ä. Es ist also Hartnäckigkeit gefragt, die aber dann hochprozentig zum Erfolg führt.

5. Produktionsverzögerungen

Natürlich können auch eigene Kapazitätsengpässe in der Produktion die Ursache für „Out of Stock“ Artikel sein.
Wenn sie erkennen, dass es bei einem Produkt zu Engpässen kommen kann, ist es hilfreich, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um möglichst lange auf Amazon präsent zu sein. Denn wenn ein Artikel auf den Amazon Webseiten nicht mehr kaufbar ist, rutscht er sehr schnell in Sichtbarkeit und Ranking ab und der Wiederaufbau ist mühselig und zeitaufwendig.

Was können Sie tun?

Mögliche Maßnahmen zur Verlängerung der Sichtbarkeit auf Amazon sind zum Beispiel:

  • Ausschalten aller zusätzlicher Traffic-Quellen (AMS, Facebook, Instagram, andere Verlinkungen zu Amazon)
  • Senken Sie die Bestätigungsquote bei den Amazon-Bestellungen und liefern Sie nur Teile aus
  • Bei längerfristigem Ausfall und Produktion in Fernost: Prüfen Sie, ob sie einen Teil der Ware einfliegen lassen, sprechen Sie mit Ihrem Vendor-Manager, inwieweit sich Amazon an den höheren Transportkosten pro Stück beteiligt

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