Amazon versucht seine Handelspartner, die über das VendorCentral angebunden sind, regelmäßig von den Vorteilen der Direktbelieferung, dem Dropshipping, zu überzeugen.

Da wird gleich auf der VC-Startseite vorgerechnet, welchen Umsatz Sie als Lieferant zusätzlich erreichen können, wenn Sie bestimmte Produkte zum Direktversand anmelden. Die vorgeschlagene Auswahl mutet meist recht willkürlich an: Große Artikel, kleine Artikel, leichte und schwere, Topseller und Staubfänger – alles ist dabei. Auch der Ansatz über BuyBox-Verluste und den möglichen Ausgleich durch eine Direktbelieferung greift nicht. Der Algorithmus schlägt also Artikel zum Dropshippen vor, ohne dass ein Muster zu erkennen ist.

Gezielt eingesetzt, kann die Direktbelieferung der Amazon Kunden schon sinnvoll sein; wo genau, was die Voraussetzungen sind und welche Fallstricke Sie vermeiden sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wie funktioniert Dropshipping als Amazon Vendor?

Bei der Direktbelieferung, dem Dropshipping, hat Amazon das Produkt nicht in den eigenen Fulfilment-Centern vorrätig, sondern Sie schicken es nach Bestellung dem Amazon-Kunden direkt nach Hause. Der Vorteil für Amazon ist klar: Einsparungen bei den Lagerkosten und Vermeiden doppelter Transportkosten.

schematischer Ablauf Direktbelieferung

Hinweis: Bitte beachten Sie bei der Kalkulation der Einkaufspreise für die Direktbelieferung, dass die Ware auf Amazon-Kosten bei Ihnen abgeholt wird und Sie dadurch keine Versandkosten haben. In der Regel erwartet Amazon im Gegenzug einen besseren Einkaufspreis.

Einmal eingerichtet, erhalten Sie Kundenbestellungen im VendorCentral bei Bestellungen -> Direktbelieferungsbestellungen. Achtung: Eine Übermittlung per EDI ist nicht möglich!

Welche Voraussetzungen sind auf Lieferantenseite notwendig?

Erste und wichtigste Voraussetzung: Ihre internen Abläufe und die Logistik müssen in der Lage sein, Einzelbestellungen mit kurzer Reaktionszeit direkt an private Endkunden zu versenden.

Wenn Sie diesen Versandprozess nicht abbilden können, weil Sie möglicherweise ein reiner B2B-Lieferant sind, sollten Sie genau überlegen, ob Sie derzeit am Direktbelieferungsprogramm Amazons teilnehmen möchten, denn der Umstellungsprozess von der Bestellannahme über Versandvorbereitung bis hin zur Rechnungsstellung ist nicht zu unterschätzen.


Checkliste Voraussetzungen für Amazon Direktbelieferung

  • Mein Unternehmen kann einzelne Produkte an private Haushalte versenden
  • Die Bestellbearbeitung im Amazon VendorCentral ist möglich
  • Eingehende Direktbelieferungs-Bestellungen können händisch in meine Warenwirtschaft übertragen werden
  • Meine Versandabteilung kann Versandetiketten ausdrucken
  • Meine Buchhaltung kann Rechnungen im Amazon VendorCentral erstellen
  • Der Dropshipping-Bestand kann täglich im VendorCentral aktualisiert werden

Sie haben überall grüne Haken? – Dann lesen Sie hier, für welche Produkte sich Dropshipping lohnt:

Für welche Produkt-Gruppen lohnt sich die Direktbelieferung?

Amazon empfiehlt Ihnen jede Menge Ihrer Produkte für die Direktbelieferung. Wie oben schon erwähnt, sind die Kriterien für die Auswahl nicht nachzuvollziehen. Aus unserer Erfahrung heraus kann sich die Direktbelieferung bei diesen Produkt-Gruppen lohnen:

Langsam-Dreher

Amazon mag keine Produkte, die sich nicht oder nur langsam bewegen. Sie werden gar nicht erst bestellt, bzw. das Risiko, dass Sie die Waren als „unbeschädigter Überbestand“ zurückbekommen, ist hoch.
Über die Option Direktbelieferung sind diese Produkte auch unabhängig vom Amazon-Bestellsystem immer für den Kunden verfügbar. Sie verbessern die Sichtbarkeit, mehr Kunden werden den Artikel kaufen, das wiederum verbessert das Ranking und der Langsam-Dreher dreht sich vielleicht gar nicht mehr so langsam.

Saisonale Produkte

Bei Waren mit einer extremen saisonalen Ausrichtung, wie zum Beispiel Schwibbögen oder Räuchermännchen tut sich der Amazon-Algorithmus extrem schwer. Das System wird entweder viel zu viel oder deutlich zu wenig bestellen. Beides ist nicht optimal. Hat Amazon zu wenig Ware, ist der Artikel schnell ausverkauft, Sie verlieren Umsatz. Bestellt Amazon zu viel, bekommen Sie Wochen oder gar Monate später die Ware als „Überbestand“ wieder zurück. Ärgerlich, weil Sie vielleicht in der „heißen“ Zeit diese Waren an andere Abnehmer hätten verkaufen können, aber im Frühjahr oder Sommer mit den Weihnachtsartikeln nichts anfangen können.

Große / schwere Artikel

Bei sperrigen oder sehr schweren Produkten macht sich die Ersparnis durch das Vermeiden doppelter Transportkosten besonders bemerkbar. Weiße Ware Produkte, wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, werden fast ausschließlich direkt zugestellt.

Individuelle Produkte

Bei der Direktbelieferung entscheiden Sie als Lieferant, wie schnell Sie das Produkt an den Kunden liefern können. Somit haben Sie mit dieser Liefervariante auch die Möglichkeit, Artikel direkt auf Amazon anzubieten, die Sie erst nach Bestellung individuell anfertigen.

Vor- und Nachteile der Direktbelieferung

PROKONTRA

Verbesserte Warenverfügbarkeit und höhere Sichtbarkeit auf der Plattform Amazon

Keine Bearbeitung per EDI möglich
Keine Überbestands-RetourenHoher manueller Aufwand für Auftragsbearbeitung und Verpackung
Einsparung von Transportkosten durch AbholungKeine Prime-Kennzeichnung in den ersten 90 Tagen

 

Ist Dropshipping mit Amazon für Hersteller also sinnvoll?

Wie so oft, ist die Antwort ein klares „Kommt drauf an“. Wenn Sie die notwendigen Prozesse im Unternehmen darstellen können und für die Direktbelieferung relevante Produkte haben, wird das Dropshipping Ihre Umsätze und den Erfolg auf Amazon auf jeden Fall steigern.

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