Egal, wo man gerade hinhört; alle, die Ware von A nach B liefern müssen, kommen aus dem Stöhnen nicht mehr raus: Transporte dauern viel länger, vereinbarte Abhol- oder Zustelltermine werden nicht eingehalten, Lieferungen werden wegen voller Läger zurückgeschickt, und die Preise… naja Ihr wisst ja selbst…

Dass sich diese Themen in der nächsten Zeit wieder normalisieren, daran glauben nur die wenigsten.

Auch die meisten Amazon Vendoren, die wir kennen, können davon ein Lied singen (ein lautes Lied, im Chor, mehrstimmig).

Grundsätzlich können Amazon Lieferanten auf zwei verschiedene Arten ihre Produkte in die Amazon Fulfillment Center bringen: mit WePay oder TheyPay. Diese simplen amerikanischen Wortkreationen drücken aus, wer die Lieferkosten bezahlt. Bei WePay ist es Amazon, bei TheyPay der Lieferant. Natürlich holt sich auch bei WePay Amazon die Lieferkosten vom Vendor zurück, dazu später mehr.

Aber es gibt auch noch einen dritten Weg, Amazon nennt ihn Vendor Flex. Das ist ein kleines Amazon Fulfillment Center (FC) beim Lieferanten. Die Ware wird quasi direkt vom Hersteller zum Endkunden geschickt, aber im Gegensatz zum Dropshipping erhält der Vendor ganz normale POs und Amazon kümmert sich komplett um den Endkundenversand, nur halt nicht aus ihren eigenen FCs sondern aus dem Lager des Lieferanten.
Damit lassen sich die Transportkosten deutlich reduzieren, da eine komplette Lieferstrecke, nämlich vom Hersteller zu Amazon entfällt.

Im Folgenden erläutern wir die drei Wege genauer.

 

TheyPay – der Klassiker:

Hier handelt es sich um den gängigsten und bekanntesten Weg, Ware von A nach B zu schaffen.

Amazon bestellt, der Lieferant versendet seine Ware mit der Spedition oder einem Paketdienst an das entsprechende Amazon-Lager und zahlt die Frachtkosten.

WePay – Amazon holt ab:

Im WePay Programm meldet der Lieferant nur an Amazon, dass die Ware abholbereit ist, Amazon beauftragt einen Spediteur mit der Abholung und trägt die Frachtkosten selbst.

Jetzt werdet Ihr Euch fragen – wie, die tragen die Frachtkosten selbst? Das glaube ich nicht!

Und recht habt Ihr. Natürlich werden diese Kosten über eine Backkondition auf den Lieferanten umgelegt. Das Ganze kann sich aber trotzdem rechnen, es hängt immer von der Produktart und dem damit verbundenen logistischem Aufwand ab. 20 Liter Wasserkanister sind im Transport halt teurer als SD-Speicherkarten.

Vendor-Flex – Amazon baut sein Lager bei Euch auf:

Beim Vendor-Flex Programm baut Amazon ein Mini-Fulfillment-Center in Eurem Lager auf. Das heißt, die komplette Technik wird von Amazon geliefert, inklusive Kartonagen und Packband. Den Betrieb des Lagers organisiert ein Amazon-Mitarbeiter bei Euch vor Ort.

Ihr als Lieferant stellt die Flächen zur Verfügung und unterstützt mit Personal. Wie groß die Flächen sein müssen und wie viele Mitarbeiter benötigt werden, wird im Vorfeld gemeinsam mit Amazon durchkalkuliert.

In den Projekten, die wir als Agentur begleitet haben, war die Rechnung immer für beide Seiten positiv, die Einsparung des Transportweges zu Amazon, die höhere Flexibilität und der direkte Kontakt zum Amazon FC und die damit verbundene Reduzierung von Shortage Claims und Charge Backs, haben die Aufwendungen deutlich überwogen.

In der Endausbaustufe gingen 80% aller Bestellungen aus dem Vendor Flex Lager und 20% aus den normalen Amazon FCs (zum Beispiel, um Wochenendlieferungen oder Nachfragespitzen abzudecken.)

Allerdings haben wir bei Unternehmen mit einer größeren Legacy die Umsetzung auch schon scheitern sehen. Das lag vor allem an Abgrenzungs- und Sicherheitsthemen; also, wie können die Läger sauber getrennt werden, sowie an Compliance-Themen, so zum Beispiel könnte das Bereitstellen eigener Lagermitarbeiter für das Amazon FC als Arbeitnehmerüberlassung ausgelegt werden.

 

Fazit: Vendor Flex ist eine sehr gute Lösung vor allem für Lieferanten, die logistisch eher schwierige Produkte haben, erfordert aber auch auf Lieferanten-Seite eine gewisse Flexibilität, die in größeren Konzernen nicht immer gegeben ist.

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